

USA und Ägypten bemühen sich verstärkt um Absicherung von brüchiger Gaza-Waffenruhe
Vereinte Anstrengungen der Vermittler in Nahost: Im Bemühen um die Absicherung der brüchigen Waffenruhe im Gazastreifen ist US-Vizepräsident JD Vance in Israel eingetroffen. Das israelische Außenministerium veröffentlichte am Dienstag ein Bild von Vance und seiner Frau Usha beim Verlassen des Flugzeugs in Tel Aviv. Zeitgleich reiste auch Ägyptens Geheimdienstchef Hassan Raschad zu Gesprächen nach Israel. Während US-Präsident Donald Trump der Hamas mit Auslöschung durch regionale Truppen drohte, kündigte die islamistische Palästinensermiliz die Übergabe zweier weiterer toter Geiseln an.
"Willkommen in Israel, Vize-Präsident Vance", schrieb das israelische Außenministerium in Onlinediensten. Zusammen könnten beide Länder "eine bessere Zukunft absichern, inklusive der Freilassung der verbliebenen 15 Geiseln".
Vance wird voraussichtlich mit den derzeit in Israel anwesenden US-Sondergesandten Steve Witkoff und Jared Kushner sowie Militärexperten zusammentreffen, welche die Waffenruhe auf der Basis von Trumps Friedensplan überwachen. Israelischen Medienberichten zufolge sollte er am Mittwoch in Jerusalem zudem israelische Politiker treffen, darunter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Witkoff und Kushner hatten eine entscheidende Rolle bei der Freilassung der letzten 20 überlebenden Hamas-Geiseln im Zuge des Trump-Plans gespielt. Während sich die beiden US-Sonderberater am Dienstag mit einigen der überlebenden Ex-Geiseln trafen, empfing Netanjahu Ägyptens Geheimdienstchef Raschad.
Bei dem Treffen sei es um die Umsetzung des Friedensplans, "die Beziehungen zwischen Israel und Ägypten, die Stärkung des Friedens zwischen den Ländern sowie andere regionale Themen" gegangen, teilte Netanjahus Büro mit. Dem ägyptischen Staatsfernsehen zufolge waren zudem Treffen mit Witkoff geplant.
Ägypten gilt als Schlüssel-Vermittler in Nahost. Eine von Trump sowie Vertretern der Regionalmächte Ägypten, Katar und Türkei im ägyptischen Scharm el-Scheich unterzeichnete Friedenserklärung soll die seit dem 10. Oktober geltende Waffenruhe absichern.
Die Trump-Regierung hat ihre Bemühungen zur Festigung der brüchigen Waffenruhe im Gazastreifen verstärkt, nachdem Israel die Hamas beschuldigt hatte, die Übergabe toter Geiseln zu verzögern. Zudem warfen sich Israel und die Hamas am Sonntag gegenseitig Verstöße gegen das Abkommen vor.
Dabei wurden der israelischen Armee zufolge zwei israelische Soldaten im Gazastreifen getötet. Israel flog demnach daraufhin dutzende Angriffe auf Hamas-Ziele im gesamten Gazastreifen, was es mit einer "eklatanten Verletzung" der Waffenruhe durch die Hamas begründete.
Beide Seiten bekannten sich aber weiterhin zu der Waffenruhe, in deren Zuge die Hamas vergangene Woche die letzten überlebenden Geiseln aus ihrer Gewalt freigelassen hatte.
Laut der Vereinbarung hätte die Hamas allerdings auch alle 28 toten Geiseln auf einmal an Israel überstellen müssen. Bisher übergab sie aber schrittweise nur 13 tote Geiseln. 15 Geisel-Leichname sind nach wie vor im Gazastreifen.
Derweil erklärte Trump, zahlreiche Verbündete im Nahen Osten und den angrenzenden Gebieten hätten sich bereit erklärt, "mit einer starken Streitmacht in den Gazastreifen zu gehen und 'die Hamas zu erledigen', sollte diese weiterhin gegen ihre Vereinbarung mit uns verstoßen".
Wenn die Hamas weiterhin gegen den Friedensplan verstoße, werde ihr Ende "schnell, grimmig und brutal" sein, warnte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Er habe die Verbündeten allerdings angewiesen, "noch nicht" gegen die Islamisten vorzugehen. "Es besteht noch Hoffnung, dass die Hamas das Richtige tun wird", schrieb er.
Für Dienstagabend kündigte die Hamas unterdessen die Übergabe von zwei weiteren toten Israelis an. Ihre sterblichen Überreste würden um 21.00 Uhr (Ortszeit, 20.00 Uhr MESZ) übergeben, erklärte der bewaffnete Hamas-Arm Essedin-al-Kassam-Brigaden. Angeblich wurden ihre Leichen "heute ausgegraben".
Israel hatte im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung seinerseits fast 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen, darunter auch 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Straftäter. Zudem übergab es mehr als hundert tote Palästinenser an die Hamas-Behörden im Gazastreifen. Am Dienstag teilte das Rote Kreuz mit, die Überführung weiterer 15 verstorbener Palästinenser an die Behörden im Gazastreifen ermöglicht zu haben.
Derweil drang die UNO auf die Einhaltung der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Dies sei "von entscheidender Bedeutung", sagte die für den Nahen Osten zuständige Sprecherin des UN-Welternährungsprogramms WFP, Abeer Etefa. Dies sei "die einzige Möglichkeit, Leben zu retten und die Hungersnot im Norden des Gazastreifens einzudämmen".
Seit Inkrafttreten der Waffenruhe hätten 530 Lastwagen des WFP mehr als 6700 Tonnen Lebensmitteln in den Gazastreifen gebracht. Dies reiche "für fast eine halbe Million Menschen für zwei Wochen" aus. Derzeit würden täglich etwa 750 Tonnen Hilfsgüter in das Küstengebiet transportiert. "Die Konvois kommen durch, die Lebensmittel gelangen in die Lagerhäuser und die Verteilung erfolgt in geordneter und würdevoller Weise", sagte sie.
J.F.Klein--NWT